POLEN - SLOWAKEI - TSCHECHIEN

„Feuer – Wasser - Erde“. So lautete am Ende der Reise der Untertitel der Veranstaltung. Feuer stand für die Premiere eines Hotelbrandes bei einer unserer Veranstaltungen in Krakau, Wasser für die reichlich von Petrus vergossenen Tränen und Erde für Erdrutsche am letzten Fahrtag. Doch dazu später Näheres. Am 25. Mai trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tour im östlichsten Winkel der Bundesrepublik, im schönen Görlitz. Angelika und Theo begrüßten alle mit einem Glas Sekt und gaben die Tour Unterlagen aus. Das Roadbook sorgte, wie bereits im letzten Jahr in Frankreich, mit Karten und eingezeichneter Strecke, sowie Stadtplänen für die größeren Städte für die notwendige Übersicht. Mit 31 schönen Oldtimern war die Tour sehr gut besucht und es gab ein herzliches Wiedersehen unter Freunden und ein Willkommen an alle, die das erste Mal dabei waren. Getrübt wurde die Freude durch die erschütternde Nachricht, dass der vielen bekannte, gute Freund Bernd Zierleyn wenige Tage zuvor ganz unerwartet verstorben war. Theo erinnerte bei seiner Begrüßung an vergangene Erlebnisse mit Bernd und es folgte eine Schweigeminute, um unsere Teilnahme zum Ausdruck zu bringen. Volker Herms, der ursprünglich mit Bernd die Tour zusammen fahren wollte, war dann Copilot bei Ulrich Indefrey im BMW 501.

1. ETAPPE / Görlitz - Polanica Zdroj ca. 240km

In Görlitz überquerten wir die Neiße und die Grenze zum Nachbarland Polen. Hinter der Grenze mussten in der Wechselstube erst einmal Zlotys besorgt werden, denn wir waren zwar in EU Ländern, aber in Polen und Tschechien nicht in „Euro Land“ Wie man auch immer beim derzeitigen Stand der Dinge zum Euro eingestellt sein mag, man kann sich kaum mehr daran erinnern, wie umständlich mit zwei oder drei verschieden Währungen im Portemonnaie zu hantieren ist. Nach 80 Kilometern stand die DK am Kochelfall im Nationalpark Karkonosze im Riesengebirge auf dem Programm. Auf kurviger Strecke ging es weiter in Richtung Schneekoppe und bei Km 103 bestand die Möglichkeit den bekannten Wintersportort Karpacz anzufahren. Wer die 15 Minuten Fußweg dort nicht scheute, hatte Gelegenheit die Wangkirche zu besuchen, eine Holzstabkirche, die im 12 Jh. in Norwegen gebaut und im 19 JH. hierher gebracht wurde. Nach 30 Km überquerten wir die Grenze nach Tschechien, wo die Adelespacher Felsenstadt mit ihren beeindruckenden Felsformationen besichtigt werden konnte. Wieder zurück in Polen stand mit der barocken Wallfahrtskirche „Mariä Heimsuchung“ in Wambierzyce noch eine kulturelle Sehenswürdigkeit auf dem Programm, bevor alle wohlbehalten das Heilbad Polanica Zdroj (Bad Altheide) erreichten.

2. ETAPPE / Polanica Zdroj - Wroclaw ca.100 bzw. 220km

Nach dem gemischten Wetter am gestrigen Tage, blieb es heute überwiegend trocken und auch die Sonne ließ sich gelegentlich sehen. Einige fuhren die ausgewiesene Roadbook Strecke und wurden mit einer anspruchsvollen Fahrt entlang der polnisch/ tschechischen Grenze durch die Berge belohnt. Andere fuhren auf direktem Weg nach Breslau und hatten nach frühzeitigem Einchecken im Hotel Sofitel Gelegenheit, ausgiebig die schöne Stadt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, später sogar bei blauem Himmel. Viele trafen sich an diesem freien Abend zufällig in einer der typisch polnischen Restaurants mit deftiger Küche wieder und ließen den erlebnisreichen Tag in geselliger Runde ausklingen.

3. ETAPPE / Wroclaw nach Krakow-Ort ca. 320km

Heute lag die längste der Etappen unserer Tour vor uns und mit Tschenstochau eine der bedeutendsten religiösen Sehenswürdigkeiten Polens mit der berühmten schwarzen Madonna. Überwiegend auf Nationalstraßen ging es aufgrund der einen oder anderen Baustelle etwas langsamer als geplant voran, sodass nicht alle die Zeit zur Führung in Tschenstochau einhalten konnten. Wir konnten aber eine zweite, etwas zeitversetzte Runde organisieren, sodass alle Interessenten eine deutschsprachig geführte Besichtigung mitmachen konnten. Leider war der Tag bis in den Nachmittag hinein hartnäckig regenreich, doch bei der Weiterfahrt durch den polnischen Jura nach Krakau klarte es auf und wir erreichten das Ziel bei trockenem Wetter, noch nicht ahnend, dass hier der erste Begriff des Untertitels „Feuer“ für eine unruhige Nacht sorgen sollte und viel Geduld erforderte. Der Hauptgang des gemeinsamen Abendessens war noch nicht ganz abgeräumt, da gab es einen Feueralarm und das Hotel musste geräumt werden. Glücklicherweise war es sonnig und warm geworden, sodass die erste halbe Stunde des Abwartens nicht zu ungemütlich wurde. Die mit einer ganzen Armada angerückte Feuerwehr kam zum Einsatz, wobei längere Zeit unklar war, was denn die Ursache der ganzen Aufregung war. Wie sich später herausstellte hatte im Spa-Bereich ein Saunaofen Feuer gefangen und es kam zu einer heftigen Rauchentwicklung, die auch von unserer Position gut zu sehen war. Herrschte am Anfang noch Galgenhumor vor (Theo, was hat Dich dieses Event denn gekostet?), machte sich mit fortschreitender Dauer des Abwartens Ernüchterung breit. Die Feuerwehr gab das Gebäude nicht frei und als es auf Mitternacht zuging, wurden alle wartenden Hotelgäste in ein anderes Hotel gebracht, wo es weiter abwarten hieß. Erst in den frühen Morgenstunden entschloss man sich die Hotelgäste nach und nach auf umliegende Hotels in der Stadt zu verteilen. Gegen zwei Uhr in der Früh, wurden die Hotelzimmer ab dem 3. Obergeschoss wieder freigeben und der Rest unserer Gruppe konnte zurückkehren.

RUHETAG / Freier Tag in Krakow

Als hätte Petrus ein Einsehen mit uns Geplagten gehabt, bescherte er uns am freien Tag makelloses, sonniges Wetter mit warmen Temperaturen, wie gemacht für ausgedehnte Stadtbesichtigungen. Am Abend trafen wir uns zu einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant „Marmolada“ mit traditionell polnischer Küche. Die Getränke wurden von Angelika und Theo übernommen zur Freude aller Beteiligten.

4. ETAPPE / Krakow - Zilina ca. 250km

Ab Mittag regnete es sich ein und die zweite Tageshälfte blieb trübe und regnerisch. Da kam die heiße Suppe im schön eingerichteten Restaurant Ziebowka, wo wir gemütlich zusammensitzen konnten, gerade recht. Das schöne Goralendorf Chocholow lag auf der Weiterfahrt in die Slowakei an der Strecke und bei Dolny Kubin und Istebne waren zwei schöne, typische Holzkirchen zu besichtigen. Besonders zu erwähnen bleibt, dass Ralf und Angelika Wagner mit „Tante Waltraut“ die Oravaer Burg besichtigt und den Anstieg mit hunderten von Stufen nicht gescheut haben. Es hat sich wohl mehr als gelohnt wie die Drei am Abend berichteten. Nach dem gemeinsamen Abendessen mit den Tagesinformationen kam den Rauchern unter uns die liberale Gesetzesregelung des Landes sehr entgegen, konnten sie doch in der stilvoll eingerichteten Bar ihrem Laster frönen.

5. ETAPPE / Zilina - Olomouc ca. 220km

Heute war uns das Wetter wieder hold. Es blieb überwiegend trocken und mittags zeigte sich in Koprivnice auch die Sonne wieder. In Tschechien angekommen, stand natürlich das Tatra Museum auf dem Programm, das vielen sehr gut gefallen hat. Aufgrund der moderaten Gesamtkilometer der Etappe konnten wir uns ausreichend Zeit lassen. Die Parkplatzsituation war wegen dem nahe gelegenen Supermarkt zwar etwas prekär, aber alle haben mit ein wenig Geduld ein freies Plätzchen ergattern können. In Olomouc angekommen, nutzten viele die Gelegenheit, die neben Prag kulturell bedeutendste Stadt in Tschechien zu besuchen.

6. ETAPPE / Olomouc - Hradek Kralove ca. 230km

Königggrätz war das Etappenziel. Die Strecke führte uns durch das sehr schöne Heilbad Karlova Studanka, mit sehenswerter Architektur. Hier legten viele einen Stopp ein. Weiter ging es in das Altvatergebirge. Der Altvater ist mit knapp 1500 Metern die höchste Erhebung in Mähren. Wir überquerten die Passhöhe in knapp 1000 m über NN bei Kilometer 91. Nach der DK in Ostruzna, wo sich im Restaurant trefflich speisen ließ, nahmen wir Kurs auf das Etappenziel. Bei Königgrätz lieferten sich, im sogenannten „Deutschen Krieg“, Preußen und Österreich/Sachsen mit 400 000 Soldaten, eine geschichtlich bedeutsame, verlustreiche Schlacht. Sie gilt als einer der wichtigen Wegbereiter zur Deutschen Reichsgründung im Jahre 1871. Einige nutzten die Zeit vor dem Abendessen, um der vis à vis gelegenen Altstadt noch einen Besuch abzustatten.

7. ETAPPE / Hradek Kralove - Görlitz ca. 280km

Das Wetter am letzten Fahrtag veranlasste findige Teilnehmer/Innen, den Untertitel „Feuer, Wasser und Erde“ zu kreieren. Es goss den ganzen Tag in Strömen. Der Besuch im Böhmischen Paradies mit den Prachauer Felsen fiel aber nicht gänzlich ins Wasser. Einige Unerschrockene machten sich auf Schusters Rappen an die Besichtigung. Später im Skoda Museum konnte einem der Regen nichts anhaben und man konnte in Ruhe die schönen Ausstellungsstücke studieren. Gegen Mittag wurde es zum Regen noch sehr windig und erste überschwemmte Wiesen, über die Ufer getretene kleine Flüsse und teils abgerutschtes Erdreich ließen nichts Gutes erahnen. Bei der Anfahrt in das Elb- Sandstein Gebirge hatten wir die Befürchtung, dass die Uferstraße überflutet sein könnte. Der Wasserstand der Elbe hatte zwar bis zu diesem Tag schon ordentlich zugelegt, die Strecke war aber noch frei. Heute wissen wir alle, wie es bereits wenige Tage später in Dresden und an anderen Orten in Ostdeutschland ausgesehen hat. Bereits bei unserer Ankunft in Görlitz war die Neiße gefährlich gestiegen. Schlussendlich sind wir alle heil gelandet und hatten noch einen freien Tag zum Ausklang vor uns.

ABSCHLUSSTAG IN GÖRLITZ

Zwei Stadtführer waren bestellt und trotz des anhaltend nasskalten Wetters waren fast alle zur Besichtigung von Görlitz am Start. Das Hotel stellte genügend Schirme zur Verfügung und so trotzten wir Wind und Wetter und wurden durch eine sehr gute Führung mit vielen wissenswerten Informationen entschädigt. Bei der Rückkehr wurde die Sauna angeheizt und wem die heiße Dusche oder ein Bad nicht reichte, konnte sich hier zusätzlich aufwärmen. Am Abend war dann zur Siegerehrung in die Bleicherstube geladen, eröffnet von Angelika und Theo mit einem Glas Sekt .Uli hatte den ganzen Tag Hausaufgaben gemacht und nach dem Hauptgang des Dinners kam dann der „show down“ beim Verteilen der Medaillen. Mit seinem wie gewohnt trockenem Humor, erinnerte Uli an das eine oder andere Histörchen in den zurückliegenden Tagen unserer Reise, was wie immer für viel Vergnügen sorgte. Als härtester Fahrer wurde Hermann Bröker geehrt, der mit seinem MG bei jedem Wetter bis zum Ziel in Görlitz durchweg offen gefahren war. Respekt!

VIELEN DANK

Angelika und Theo bedankten sich herzlich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und alle waren sich einig: Feuer/ Wasser/ Erde konnten uns nichts anhaben und unsere gute Laune trüben. Es war wieder eine schöne Zeit im Kreise der Oldtimerfreunde. Auf ein nächstes Mal.
Angelika und Theo Sprenger


Text: Theo Sprenger; Fotos: Dr. Werner Hettchen, Theo Sprenger




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